Arzneimittelprüfung Libelle

Wir benötigten also eine Ursubstanz, die bei der Verreibung benutzt werden konnte. Auf einem ausgedehnten Spaziergang Ende Mai 2009 begegnete uns Anax imperator, eine sehr große Prachtlibelle. Sie gab den Ausschlag, eine Libellenprüfung durchzuführen.


Die Libelle eignete sich perfekt, denn wir wollten kein Tier für die Prüfung töten und wussten eine Stelle an einem Feuchtbiotop, wo zu dieser Jahreszeit noch Exuvien, also die leeren Larvenhäute der geschlüpften Libellen zu finden waren. Wir schlugen auf der Stelle den Weg in Richtung dieses Biotops ein.


Es war ein richtiger Libellen-Spaziergang, denn unterwegs an einem Waldsee entdecken wir noch eine Art, die wir schon lange suchten: Calopteryx splendens, die Gebänderte Prachtlibelle.

Sie ist wunderschön tiefblau und wir warteten eine ganze Weile, bis sie sich endlich kurz hinsetzte und fotografiert werden konnte. Dann gingen wir weiter und fanden an der erinnerten Stelle tatsächlich noch mehrere leere Hüllen an dem Blatt einer Schwerlilie. Es sah fast so aus, als säße dort ein lebendes Insekt.


Wir trennten die Blätter mitsamt der sich scheinbar festklammernden Exuvien ab. Dann nahmen wir die Hüllen vorsichtig vom Blatt und gaben sie in einen kleinen Klarsichtbeutel. Während ich vorsichtig den Beutel zusammenfaltete, sah es für einen Moment so aus, als würde sich die Exuvien bewegen – sie sehen gar zu sehr nach einem intakten Insekt aus, aber es war nur die Bewegung des Beutels.


Zuletzt fotografierten wir den Standort der Lilie, an der wir die Larve gefunden hatten. Wieder zu Hause schrieb ich ein Posting in unser holon-Forum, in dem ich den Vorschlag machte, eine forumsinterne Arzneimittelprüfung zu machen und erklärte das Vorgehen. Aus Versehen sendete ich den Beitrag zu früh ab, er war erst halb geschrieben. Also bearbeite ich ihn noch einmal und sendete ihn wieder ab. Dann stelle ich fest, dass ich versehentlich zwei Threads zu dieser AMP eröffnet hatte und löschte einen wieder. Leider hatte ich aber den halb geschriebenen Beitrag gelöscht und musste ihn jetzt noch einmal zu Ende formulieren. Es war ein solches Durcheinander um diesen Beitrag entstanden, dass ich mich fragte, ob das wohl schon zu der Arzneimittelprüfung gehörte. Aber man kann ja auch das Gras wachsen hören....


Die Frage, die mir blieb war, ob ich überhaupt eine Möglichkeit hatte, herauszufinden, von welcher Libellenart meine Exuvien stammten. Dort am Wasser leben nach unseren mehrjährigen Beobachtungen und Foto-Dokumentationen mehrere Arten, darunter zwei Großlibellen, von denen die Hülle stammen musste. Man sollte für eine Arzneimittelprüfung schon die Ursubstanzklar eingrenzen können.


Es war passiert: Ich war auf der Reise einer Arzneimittelprüfung. Es gab ab diesem Punkt einfach kein Zurück mehr.

05. Juni 2009

Die Idee einer AMP ist im Forum auf unerwartet gute Resonanz gestoßen. Es könnte ein Projekt daraus werden. Wir müssen jetzt Wege suchen, wie wir diese Prüfung auf eine professionelle Basis stellen können. Ich entschloss mich, meine Prüferinnen komplett in Eigenverantwortung handeln zu lassen. Das bedeutete: Ich verschicke nur die pulverisierte Ursubstanz. Die Herstellung eines homöopathischen Mittels über die C3-Verreibung und anschließenden Weiterverarbeitung zur C30 blieb den Prüferinnen überlassen. Ich sorgte nur dafür, dass alle die gleiche exakte Anleitung zur Verreibung und Herstellung erhielten.

10. Juni 2009

Es haben sich inzwischen fast 30 Tierhomöopathinnen gefunden, die bereit sind, über eine C3- Verreibung oder die Einnahme der C30 mein Mittel zu prüfen. Ich hoffe nun, dass ich diese Prüflinge organisiert bekomme. Meine Forschungen, um welche Libellenarten es sich bei meinen Exuvien handelt, sind auch schon fortgeschritten. Es gibt am Fundort nur zwei Großlibellen: die Plattbauchlibelle (Libellula Depressa) und der Vierfleck ( Libellula quadrimaculata)


Bei meinen Recherchen stelle ich fest, dass dies nun auch gerade die beiden Arten sind, deren Larven einander so sehr ähneln, dass man sie ohne weiteres nicht unterscheiden kann.

Die Larve der Plattbauchlibelle differenziert sich gegenüber dem Vierfleck allein dadurch, dass sie keine Lateraldornen aufweist. Der Vierfleck zeigt auf dem vierten bis siebten Hinterleibssegment kleine Rückendornen. Auf den Segmenten acht und neun fehlen diese Rückendornen, aber dort finden wir die Lateraldornen, welche anzeigen, dass hier ein Vierfleck geschlüpft ist.


Mit Lupe und Mikroskop kann ich meine beiden Larvenhüllen eindeutig dem Vierfleck zuordnen und bin richtig glücklich darüber.


Auf meinem Schreibtisch türmen sich Unterlagen zu Arzneimittelprüfungen und –verreibungen. Allen voran natürlich das Organon. Ich muss eine genaue und schöne Verreibe-Anleitung für meine Prüflinge schreiben, die sich langsam in Gruppen zusammenfinden.

In Berlin bildet sich gerade eine Gruppe, die in einem traumhaft gelegenen Wochenendhäuschen gemeinsam verreiben will. Dort steht sogar schon so gut wie ein Termin im September fest.


Ich selbst habe drei Sommerwochenenden für Verreibungen in meinem Seminarraum hier in Tecklenburg angeboten. Einige weit entfernt wohnende Forumsmitglieder möchten für sich allein eine C30 prüfen.


Die beiden Larvenhüllen liegen in meiner Verreibeschale vor mir auf dem Tisch. Noch behalten sie ihre Gestalt. Erst sollen sie noch einmal unter das Mikroskop und ich möchte auch, den Vorgang der endgültigen Pulverisierung der Exuvien mit der Kamera dokumentieren.


Ich mache mir Gedanken, wie ich diese winzige Menge Pulver dann in Genügend Portionen für meine Verreibegruppen aufteilen kann. Wir haben schon gesucht, ob wir weitere Larvenhüllen finden, aber nur eine weitere auf dem Teich gesehen und weder das Wetter noch unsere Bekleidung war an dem Tag geeignet, dort hinaus zu waten.


Zum Glück sieht man der braunen Pulvermasse in keiner Weise irgendetwas an. Sie riecht nach nichts und die Prüfer können nicht erkennen, was es ist. So muss das bei einer Blind-Prüfung ja auch sein. Aber: Sie können auch erkennen, was es alles nicht ist. Braunes Pulver, das nach nichts riecht, schließt schon ziemlich viele Ursubstanzen aus. Da muss ich noch eine Lösung für finden.

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